Was verbinden Sie mit dem Stichwort “Diakonie”?
Vielleicht denken Sie vor allem an die großen Diakoniewerke in Neuendettelsau oder Rummelsberg. Immerhin wird dort Diakonie fachkundig vorbereitet, organisiert und betrieben. Vielleicht aber sind Sie selbst oder ein Mitglied Ihrer Familie auf die Hilfe der Diakonie angewiesen und erleben auf diese Weise Diakonie täglich bei sich zu Hause. Oder Sie sind Mitglied in unserem Diakonieverein und unterstützen vielleicht aktiv diakonische Arbeit in der Diakonie-Nordwest gGmbH.
Trotz mancher negativer Schlagzeilen in der Vergangenheit bin ich froh, daß wir in unserem Land diese organisierte Form von Diakonie haben. Allerdings meine ich aber auch, daß wir zu sehr daran gewöhnt sind, diakonische Arbeit den festen Einrichtungen der Diakonie wie z.B. Diakoniestationen und organisierten Pflegediensten zu übergeben und gar nicht mehr mit unserem eigenen Gemeindeleben in Verbindung bringen. Als ob Diakonie etwas Selbständiges, von unserer Kirchengemeinde Losgelöstes sein könnte.
Wer weiß denn heute zum Beispiel noch, dass Diakonie ihren Ursprung im Leben der Kirche und der einzelnen Gemeinden hat und damit nichts anderes als eine verlängerte Form unseres Gemeindelebens ist?
Zur Zeit der ersten christlichen Gemeinden war das Bewusstsein dafür noch wesentlich geschärfter. In verschiedenen Stellen des Neuen Testamentes (z.B. in Apg 6,1-7) wird davon berichtet, daß Diakonie ihren Ursprung im Zentrum des Gemeindelebens, d.h. im Gottesdienst nimmt. Diakonie bezieht ihren Auftrag und ihre Kraft aus der Verkündigung des Evangeliums, aus dem Abendmahl und aus dem Gebet der Gemeinde.
Man könnte auch sagen, dass zwischen Diakonie und Gemeinde eine unsichtbare Verbindung besteht, die nicht getrennt werden darf. Die ersten Christen waren deshalb fest davon überzeugt, dass Diakonie nicht neben oder außerhalb einer Kirchengemeinde existieren kann.
Pfr. Dr. J. Nentel