Das Kyrie Eleison im Gottesdienst

Zu den regelmäßigen gesungenen Stücken des Gottesdienstes gehört das sogenannte Kyrie eleison.

Kaum einer versteht jedoch noch den Sinn dieses kurzen Wechselgesangs, zumal ein Teil auch noch auf Lateinisch bzw. Griechisch gesungen wird:

Liturg: Kyrie Eleison Gemeinde: Herr, erbarme dich.

Liturg: Christe eleison – Gemeinde: Christus, erbarme dich

Liturg: Kyrie eleison  Gemeinde: Herr, erbarm dich über uns.

Mit der Bitte „Kyrie eleison bzw. Herr, erbarme dich“ – wurden in der Antike bereits vor Christi Geburt mächtige Herrscher angerufen und um Hilfe gebeten. Wer so rief, steckte meist in tiefer Not und hat Hilfe dringend nötig.

Im Neuen Testament wird berichtet, dass sich viele Menschen an Jesus wenden und von ihm göttliche Hilfe erwarten. Als Jesus von den Toten aufersteht, begreifen die ersten Christen und die ersten christlichen Gemeinden, daß Jesus der von Gott gesandte Herr über Leben und Tod ist. Ihnen wurde bewußt: Wer Christus nun mit „Kyrie“ anruft bzw. sich zu ihm als dem „Kyrios“ bekennt, bringt damit zum Ausdruck, daß Christus Herr der Welt und Herrscher über den Kosmos ist. Wer sich an Christus als „Kyrios“ wendet, dem Herrn, duldet keine andere weltliche oder geistliche Macht neben Christus.

Im sonntäglichen Gottesdienst singen und beten wir als Gemeinde mit dem Kyrie eleison zu Jesus Christus. Wir wenden uns an den, der diese Welt und unser Leben geschaffen und erlöst hat. Wir erinnern uns daran, daß unser Leben in seiner Hand steht. Wir bekennen uns gemeinsam zu Christus und bringen unseren Glauben zum Ausdruck, daß er über alles Sichtbare und Unsichtbare regiert.

Wie Sie oben sehen können oder von Gottesdienstbesuchen wissen, wird Christus dabei dreimal angerufen, denn die Zahl drei ist ein altes Symbol für die Dreieinigkeit Gottes.

Zuletzt noch ein Gedanke, der mir besonders gut gefällt: Wenn wir als Gemeinde das Kyrie eleison singen, werden wir auf unsichtbare Art und Weise mit den Christen verbunden, die vor uns gelebt haben und mit denen, die noch nach uns kommen werden.

Vielleicht hat Sie das alles ja neugierig gemacht oder das Kyrie eleison wieder ins Bewußtsein gerufen. Denn unsere Gottesdienste leben vom Glauben und Verstehen.

Ihr Pfr. Dr. Nentel